In den engen Gassen von Bhaktapur in Nepal, einer der drei alten Königsstädte im Kathmandu-Tal, versteckt sich ein fermentierter Schatz, der tief in der Kultur der Newar verwurzelt ist: Juju Dhau. Der Name bedeutet wörtlich „Königsjoghurt“ – und dieser Titel ist absolut verdient.

Ein Geschmack mit Geschichte

Die Ursprünge von Juju Dhau reichen zurück bis zur Malla-Dynastie, als Bhaktapur ein kulturelles und künstlerisches Zentrum war. Der Legende nach veranstaltete ein König einen Wettbewerb, um den besten Joghurt des Tals zu finden. Und der Beitrag aus Bhaktapur überzeugte mit seiner cremigen Konsistenz und dem unverwechselbaren Geschmack. Seitdem gilt Juju Dhau als der König unter den Joghurts.

Aber er ist viel mehr als nur ein Dessert. In der Newar-Kultur spielt Juju Dhau eine wichtige Rolle bei religiösen Zeremonien, Festen und Übergangsritualen. Im Rahmen des Sagan, einer traditionellen Segensgabe, steht er für Reinheit und Wohlstand.

Wie entsteht dieser königliche Joghurt?

Die Herstellung von Juju Dhau ist fast schon ein ritueller Akt. Alles braucht seine Zeit – Geduld und Präzision sind gefragt. So läuft der Prozess ab:

  1. Frische Büffelmilch: Ihr hoher Fettgehalt sorgt für die charakteristische, sahnige Textur.
  2. Langsames Erhitzen im Eisenkessel (Karai): Die Milch wird unter ständigem Rühren erhitzt, damit sie nicht anbrennt.
  3. Ein Hauch brauner Zucker: Für eine dezente, angenehme Süße.
  4. Abkühlen und Fermentation: Wenn die Milch lauwarm ist, kommt ein kleiner Löffel Starterkultur (Dhau Pusa) dazu.
  5. Abfüllen in Tontöpfe (Kataaro): Diese porösen Gefäße saugen überschüssige Flüssigkeit auf und machen den Joghurt schön dick.
  6. Reifung mit viel Sorgfalt: Die Töpfe kommen auf Reishülsen, werden abgedeckt und in warme Tücher gewickelt. So fermentiert der Joghurt über mehrere Stunden zu seiner typischen Konsistenz.

Ein Erlebnis für die Sinne

Das Ergebnis: ein Joghurt so fest, dass er nicht einmal aus dem Topf fällt, wenn man ihn umdreht. Er schmeckt mild-süß, leicht säuerlich und hat durch den Tontopf ein erdiges, ganz eigenes Aroma.

In Bhaktapur bekommt man Juju Dhau oft an kleinen Straßenständen oder direkt bei den Familien, die ihn herstellen. Wer dort ist, muss ihn einfach probieren!

Und zu Hause?

Wenn du Juju Dhau selbst machen willst: Verwende am besten vollfette Milch (Büffelmilch, wenn möglich), einen guten Joghurt als Starter und ein unglasiertes Keramikgefäß. Es wird nicht ganz dasselbe sein – aber ziemlich nah dran!

Fazit

Juju Dhau ist nicht einfach nur Joghurt – er ist gelebte Geschichte, Kultur und fermentierte Handwerkskunst. Ein perfektes Beispiel dafür, wie Fermentation Menschen, Aromen und Traditionen auf der ganzen Welt verbindet.